[Extern] Futtermittel vs. Nahrungsmittel
„Den Hunger weltweit zu beenden, ist ein erklärtes Ziel der Vereinten Nationen bzw. das zweite Ziel der globalen Nachhaltigkeitsziele. Die Coronapandemie hat jedoch die bescheidenen Fortschritte der letzten Jahre bei der Hungerbekämpfung zunichtegemacht: Die Zahl der Menschen, die an Hunger leiden, hat global wieder zugenommen. Der Krieg in der Ukraine hat zu einer weltweiten Getreideknappheit und somit zu steigenden Nahrungsmittelpreisen geführt, die den Hunger in den Ländern des Globalen Südens verschärfen.
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Auch hierzulande ist ein Anstieg der Zahl der Menschen zu beobachten, die auf Lebensmittelspenden angewiesen sind. Doch während Menschen dem Hunger ausgeliefert sind, werden knapp 60 Prozent der Agrarfläche in Deutschland für den Anbau von Futtermitteln genutzt. Dazu kommen die Agrarflächen in anderen Ländern, die für den Anbau von Kraftfutter für die deutsche Massentierhaltung verwendet werden, wie z.B. in Brasilien und Argentinien
Das billige Fleisch wird allerdings nicht allein in Deutschland verzehrt, sondern zum Teil in die Länder des Globalen Südens exportiert, wo lokale Tierzüchter*innen dadurch ihre Existenzgrundlage verlieren. Durch die Massentierhaltung werden zudem enorme Mengen an Treibhausgasen erzeugt, die klimaschädlich sind und das Erreichen der Klimaziele verhindern. Eine Wende zu einer nachhaltigen Landwirtschaft mit einer deutlichen Reduktion des Tierbestandes ist hierzulande aber noch nicht gelungen. Ob die aktuelle Getreideknappheit dazu beitragen kann, eine Wende in der Landwirtschaftspolitik auszulösen, bleibt zu hoffen, darf jedoch bezweifelt werden.“
Referent*innen:
l Matthias Lambrecht, Greenpeace-Landwirtschaftsexperte
l Susanne Mittag, MdB (SPD) und Obfrau im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft